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Ortsverband

Gedenken an Karl Neuhof

Vor 77 Jahren, am 15. November 1943 um 16 Uhr 20, endete das Leben von Karl Neuhof in der Station Z des faschistischen Konzentrationslagers durch Genickschuss. Anläßlich des Gedenkens, zu dem der Ortsverband der LINKEN am Gedenkstein vor der Schule, die einmal seinen Namen trug, eingeladen hat, hielt sein Sohn Peter (*1925)  im vergangenen Jahr folgende berührende Rede.

Wir haben uns heute vor einem Gedenkstein versammelt, der an einen Juden und Kommunisten erinnert, der am 15. November 1943 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde. Es war Karl Neuhof, mein Vater. Ein Mensch, der trotz aller Verfolgung oder gerade deshalb die Widerstandsaktivitäten der Inlandsleitung der illegalen KPD unterstützte. Ein Mitglied dieser Organisation lebte Anfang 1943 bei uns, arbeitete an Flugschriften, die zum Sturz Hitlers aufriefen. Aber das ging nicht gut. Die Gestapo war allgegenwärtig. Eine wahre Verhaftungswelle setzte ein.

Dutzende Todesurteile waren die Folge. Meine Mutter kam in das KZ Ravensbrück, überlebte schwer gezeichnet den Todesmarsch, wurde von der sowjetischen Armee befreit.

Freunde aus Glienicke, mit denen Karl Neuhof politisch verbunden waren, ließen ihm diesen Stein setzen, Freunde, die sich auch in den braunen Jahren treu geblieben waren und sich später dafür einsetzten, dass die Schule hier in Glienicke den Namen Karl Neuhof erhielt.

Vergangenheit. Dann Zeitenwende, Geschichtswende. Der Kommunist und Jude passte über nacht nicht mehr in das neue Geschichtsbild. Die Schwüre von gestern, ach ja, was galten die noch. Die Schulleitung oder wer auch immer hatten es eilig.

Aber da blieb der Gedenkstein. Und er liegt immer noch. Für so manchen ein Stein des Anstoßes oder Gedenkanstoß? Er ist ziemlich schwer. Er hat Gewicht, politisches Gewicht.

Jahrzehnte sind inzwischen ins Land gegangen, da gehört Antisemitismus längst wieder zum Alltag. Er ist nicht nur dann und wann zu hören. Der Faschismus kam nicht über Nacht, seine Gedanken verschwanden nicht mit seinem Ende. In vielen Parlamenten, nicht zuletzt im Bundestag erheben die Nachbraunen ihre Stimme.

Besorgniserregende Entwicklungen: die Wahlergebnisse in Thüringen, in Sachsen, die Morde in Halle. Auch das Verhalten so mancher Medien, die  Sprechern der Rechten so viel Platz schenken.

Wegsehen, weghören? Das Auftreten in den Parlamenten als unliebsame Erscheinung hinnehmen? Wohin geht Europa? Die Fragen verlangen Antworten. Die Politik ist gefragt. Wir alle sind die Politik, die Frau und der Mann auf der Straße sind die Politik. Also: Aufstehen gegen Rassismus, gegen Nationalismus, gegen Antisemitismus, diesen unheilvollen, und gegen völkische Parolen. Es sind nicht nur die Gaulands und Höckes, die tief mit der braunen Vergangenheit verwurzelt sind, für die die Zeit des Faschismus nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte ist. Sechs Millionen Juden ermordet, 60 Millionen Tote im 2. Weltkrieg, von Hitler und den ihm willigen Militärs ausgelöst. Der Blutpreis für den Versuch Europa neu zu ordnen. Das war doch das Ziel der Faschisten. Das alles nur ein Vogelschiss?

Höcke, den man sich bei seinen Auftritten auch in einer braunen Kluft vorstellen könnte, dieser Höcke, den man ungestraft Faschist nennen darf, fordert eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Also deutsche Geschichte ins „rechte“ Licht rücken. Das ist der Geist, der Ungeist der Vergangenheit. Gauland der Anführer der AfD, steht dem nicht nach. Wir, die Deutschen, sollten stolz auf „unsere“ Soldaten sein. Er meint ausdrücklich jene, die da auf Befehl und auch willig Europa überfallen, die Welt in Brand gesetzt hatten, also die Wehrmacht und die SS.

Noch ist Zeit, die Gaulands und Höckes aufzuhalten. Viele in deutschen Landen sind dabei es zu tun. Sie, wir alle vergessen die Opfer faschistischer Gewalt nicht, wir vergeben nicht den Tätern. Wir sind gegen die Braunen von heute, ob sie AfD, Pegida oder sonst wie heißen. Stoppen wir sie.

 

 

Gemeinsam gegen Antisemitismus und faschistische Gewalt!