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Ortsverband

Interview mit unserer Bundestagskandidatin.

Anke Domscheit-Berg tritt für unseren Wahlkreis als Direktkandidation für die Bundestagswahl 2021 an. Sie hat uns ein Interview gegeben, das wir auszugsweise im "Glienicker Kurier" veröffentlicht haben.

Die Ortsgruppe der Partei DIE LINKE Glienicke/Nordbahn hat folgende Fragen an die gewählte Kandidatin unseres Wahlbezirks für die Bundestagswahl 2021, Anke Domscheit-Berg, gestellt.

Wir kennen Anke aus vielen Veranstaltungen, in denen sie über Ihre Tätigkeit in der Fraktion und für die Partei DIE LINKE im Bundestag berichtete. Wir freuen uns, dass sich Anke erneut zur Wahl für den Bundestag 2021 gestellt hat und auch mit großer Mehrheit als Kandidatin bestätigt wurde. Ankes kompetente Antworten zeigen, dass sie uns gut im Bundestag vertreten kann.

 

1.   Wenn Du auf den 19. Deutschen Bundestag und Deine Arbeit darin schaust, gibt es etwas, worauf Du besonders stolz bist?

Stolz bin ich darauf, dass meine Kompetenz zu allen Fragen der Digitalisierung fraktionsübergreifend und durch die Öffentlichkeit anerkannt wird und ich dadurch viele Gelegenheiten habe, die Positionen der Linksfraktion in einem Zukunftsthema auch mit großer Reichweite zu erklären und dafür auch Gehör zu finden. So kann ich immer wieder deutlich machen, wie eine gemeinwohlorientierte digitale Gesellschaft aussehen sollte und eine positive, linke Vision von Zukunft vorstellbarer machen.

 

2.   Leider haben sich in den vergangenen Jahren viele internationale Konflikte zugespitzt, die Auseinandersetzungen werden härter. Welche Schwerpunkte würdest Du für die Sicherung des Friedens setzen?

Mir sind zwei Dinge besonders wichtig: 1. Die Ächtung und das Verbot von Atomwaffen - hier habe ich als eine von ca. 40 MdB eine Forderung an die Bundesregierung  unterschrieben und freue mich, dass mit der Ratifizierung der entsprechenden UN Resolution durch das 50. Land (Deutschland ist nach wie vor nicht dabei), die UN Resolution bald in Kraft treten wird. 2. Die sofortige Ächtung und das Verbot autonomer tödlicher Waffensysteme - dafür habe ich mich in der Enquete Kommission Künstliche Intelligenz als Leiterin der Projektgruppe „Künstliche Intelligenz und Staat´´ sehr eingesetzt, aber leider keine Mehrheit gefunden. Diese Forderungen finden sich natürlich im Sondervotum der Linksfraktion wieder. Meine Argumente habe ich Anfang Dezember auch in einer OECD Parlamentarier:innengruppe zu Künstlicher Intelligenz unterbreiten können und werde weiter dafür kämpfen.

 

3.   Was wäre in Bezug auf die Arbeitswelt, auf neue Konzepte und Zeitmodelle in den kommenden Jahren ein besonderer Schwerpunkt für Dich?

Mein Motto ist: „Die Digitale Revolution braucht auch eine Soziale Revolution”, denn unser Sozialsystem muss auf die neuen Verhältnisse der digitalen Zeit angepasst werden. Zum Beispiel entsteht immer mehr Wertschöpfung durch Technologie, also z.B. durch Software oder Roboter, aber weder Software noch Roboter zahlen in soziale Sicherungssysteme ein. Das führt dazu, dass es billiger für Unternehmen ist, Roboter und Software die Arbeit machen zu lassen und es führt dazu, dass Arbeitsplätze, die nicht durch Roboter oder Software ersetzbar sind, im Vergleich teurer sind und daher schlechter bezahlt werden. Deshalb verdient ein:e Maschinenwärter:in viel mehr, als ein:e Kinderbetreuer:in, was ich für falsch halte. Dazu kommt, dass digitale Unternehmen kaum Steuern zahlen und sich also auch über Steuern kaum an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligen. Es braucht hier endlich mehr Umverteilung - von Profiten, aber auch von Arbeitszeit. Die Digitalisierung kann ja tatsächlich vielen Menschen viele Aufgaben abnehmen, sie wird Berufsbilder verändern und manche Berufe werden aussterben. Deshalb muss die verbleibende bezahlte Erwerbsarbeit besser verteilt werden, so gibt es weniger Arbeitslose und mehr freie Zeit neben der bezahlten Arbeit für andere Aufgaben. Es braucht aber auch eine neue Art Sicherheitsnetz, um die anstehenden großen Umbrüche abzufedern. Denn wenn autonome Fahrzeuge etwa eine Million Arbeitsplätze z.B. als Berufskraftfahrer:in überflüssig machen, hilft Umverteilung von Arbeitszeit nicht mehr. Deshalb bin ich auch für ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Außerdem braucht es ein ganz anderes Bildungssystem, es muss offen und kostenfrei und lebenslang ohne besondere Voraussetzungen zugänglich sein. Jede:r muss in jedem Alter noch alles lernen können, was er oder sie lernen möchte. Kombiniert mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen sind so auch leichter Anpassungen zu bewältigen, die die veränderte Arbeitswelt mit sich bringt.

 

4.   Digitalisierung ist eines Deiner Hauptthemen. Was würdest Du der Grundschule und dem Gymnasium in Glienicke als Hausaufgaben geben?

Grundschulen sind die besten Orte, um bei Kindern jedweden Geschlecht das Interesse an Technik zu wecken. Deshalb sollte die Schule Angebote schaffen, die die Neugier der Kinder ansprechen, praxisorientiert sind und Spaß machen. Zum Beispiel könnte es eine Calliope-AG geben, wo man mit den kleinen Micro-Computern viele Dinge bauen kann, z.B. sensorgesteuerte Ampelsysteme, Wetterstationen, Blumentopf-Bewässerungsanlagen, einen Zufallszahlengenerator oder Schrittzähler, aber auch Disco-Leuchten oder ein Lärmometer. Für den Calliope gibt es sehr viel gute Open Educational Ressources, die frei verfügbar sind (www.calliope.cc) und nach Altersklassen, Unterrichtsfach und Zeitrahmen gefiltert werden können. Nach meiner Erfahrung begeistern sich Jungen wie Mädchen dafür, man braucht nur eine Lehrkraft, die Lust darauf hat, eine solche AG zu begleiten. Ich erneuere gern mein Angebot, einen Klassensatz Calliope für die Grundschule in Glienicke zu spenden, wenn sich eine solche Lehrkraft findet.

Schulen - egal welche Stufe - sollten aber auch mal ihr eigenes Gelände verlassen und mehr „Lernen am anderen Ort” praktizieren. So bietet sich zum Beispiel ein Besuch im „Verstehbahnhof” in Fürstenberg/Havel für Schulklassen an, wo es einen Makerspace für Kinder und Jugendliche gibt, in dem 3D Drucker, Lasercutter, T-Shirt-Druckpressen und jede Menge Elektronikzubehör zum Basteln und Programmieren zur Verfügung stehen. Beim Löten kleiner Bauteile zur Herstellung von Hardware lernen Kinder mit viel Begeisterung, wie Elektronik überhaupt funktioniert, was an Physik darin steckt und wozu das alles gut sein kann. Aktuell werden im Verstehbahnhof mit Schulkindern CO2-Ampeln für ihre jeweiligen Schulen gebaut - das ist praxisnah und alltagsrelevant und Kinder lernen, dass man mit technischem Grundverständnis und ein paar Werkzeugen Probleme lösen kann. Ich bin natürlich etwas voreingenommen, denn ich habe den Verstehbahnhof selbst mit aufgebaut, auch an vielen Projekten wie dem CO2-Ampelbau bin ich selbst beteiligt. Aber auch ganz objektiv ist der Verstehbahnhof in der Region einzigartig, er ist auch eines von nur bundesweit „Jugend Hackt”-Labs, das zweite gibt es weit weg in Ulm. An jedem zweiten Samstag finden (wenn es Pandemie-Beschränkungen nicht verhindern) „Jugend Hackt”-Workshops für ältere Jugendliche statt.

Ansonsten hoffe ich, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass alle Schulen in Glienicke sämtliche Angebote aus dem Digitalpakt vollständig ausnutzen, auch die zusätzlichen Mittel, die jetzt über den Corona-Hilfsfonds vom Bund bereitgestellt werden und Gelder ausschütten für Lehrkräfte Laptops, Endgeräte für bedürftige Schüler:innen und die Beauftragung oder Weiterbildung von IT-Admin-Fachkräften. Das ist eine gute Möglichkeit, Rückstände in der Digitalisierung von Schulen abzubauen, auch wenn es vermutlich nicht ausreichen wird. Nicht nur in Corona-Zeiten sollte digitale Bildung zum Schulalltag gehören, dazu müssen Inhalte entwickelt, Bildungsplattformen genutzt, Lehrkräfte geschult werden. Für Schulträger ist das eine wichtige Aufgabe, die auch nach der unterstützenden Finanzierung durch den Bund sichergestellt sein sollte.